Das Jahr 2014 – Im Alptraum erwacht

Vor einem Jahr träumten wir noch. Wir träumten einen Traum der kleinen Probleme. Die Krise Europas war uns egal, das Elend der Welt allemal. Schon damals gab es Kriege, Flüchtlinge und Massenmord. Aber wir schlummerten tief. Umso mehr schockiert uns das vergangene Jahr, denn wir sind nicht vom, sondern im Alptraum erwacht. 

Deutschland war in Watte gehüllt. Kaum ein Ton des Krieges und Sterbens schaffte es über unsere Landes- und Aufmerksamkeitsgrenzen hinweg.  In den Zeitungen, Sendungen und Gesprächen ging es selten um das Feuer in der Welt. Wir gaben uns der Illusion hin, wir könnten auf einer Insel der Glückseligen verweilen. Doch im Frühsommer 2014 wurde die Hitze zu groß. Die Deutsche Watte kokelte und aus strahlendem weiß wurde erst stinkendes grau, dann Schwarz.

Im Frühjahr blickten wir voller Hoffnung nach Osten. In der Ukraine dämmerte scheinbar die Freiheit und es schien uns, als ginge langsam die Sonne auf über den Demokraten und bräche die Nacht herein über autokratischer Herrschaft. Wie verwundert waren wir über die harte Gegenwehr Russlands. Noch vor einem Jahr schien uns das Riesenreich im Osten ein Partner. Heute, nur wenige Monate später ist Krieg nicht mehr ausgeschlossen. Deutschland hat einen neuen Gegner gefunden und beinahe möchte man kaum glauben, dass hundert Jahre nach dem großen Krieg erneut ein Dominospiel der Kleinigkeiten denkbar wird, das in die Katastrophe führt.

Erinnert ihr noch die Tage, als plötzlich aus dem Nichts ISIS in den Nachrichten erschien? Eine Miliz, die seit Jahren im Nahen Osten wütet. Von einem auf den anderen Tag füllte sie Zeitungen und Nachrichten. Ihr Aufstieg schien so schnell gekommen zu sein, dass die bedrohlichen Handlungen der Miliz noch durch das bedrohliche Gefühl verstärkt wurden, es könne überall und jederzeit ein mordendes Heer ausgehoben werden. Wir Deutschen hatten schlicht einen jahrelangen Krieg in Syrien und im Irak vergessen und verdrängt.

Im tristen Sommerregen erinnerten wir uns der Euphorie, mit der unsere Groß- und Urgroßväter begeistert träumend gegen Frankreich zogen, um alsbald hungrig im Schlamm und Elend der Schützengräben von Verdun zu erwachen. Ein trauriges Jubiläum eines Sommers, in dem niemand glaubte, die Welt könnte ganz und gar in Brand geraten. Erneut vertrauen wir darauf, dass die Welt sich von alleine eines besseren besinnt.

Damals und heute waren es nicht die Mächtigen allein, die vermochten, das Volk zu blenden. Das Volk blendete sich selbst in nationaler Euphorie, schwenkte Fahnen und glaubte an die eigene Überlegenheit gegenüber allen anderen Völkern. Wir erschrecken, dass wieder brüllend Menschen Fahnen schwenken und in ihren Herzen bereits das Schlachtfeld kommender Kriege sich bereitet.

Die Welt wandelt sich erneut. Die alten Mächte verlieren täglich an Einfluss. Der Krieg hat sich verändert. Er wird nicht mehr durch gegeneinander prallende Nationen geführt, sondern von Staaten unterstützen Milizen. Was sich wohl niemals ändern wird, ist, dass der Krieg in den Köpfen der Menschen beginnt und nicht auf dem Schlachtfeld. Er ist das Resultat von Angst und Überlegenheitsgefühl. Gefühle, wie sie nicht nur in fremden Ländern, sondern auch auf unsren altbekannten Straßen am Ende dieses Jahres empfunden werden.

Möge Deutschland nur dieses eine Mal nicht den Alptraum leben und auch nicht sich selbst beruhigen mit einem falschen Friedenstraum, sondern erwachen, um zu ändern.

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