Hört auf zu jammern!

Ich weiß nicht wie viele Blog-Beiträge und Zeitungsartikel ich in den letzten Monaten und Jahren über die SPD gelesen habe, die stets dem gleichen Muster folgen: Die SPD sei ja mal etwas gewesen, sei es heute nicht mehr, dies wiederum könne nur beklagt werden und man müsse Konsequenzen ziehen. Mal soll die SPD linker, mal pragmatischer, mal netzaffiner, mal liberaler, mal restriktiver, mal jünger oder gewerkschaftsnäher werden.

Ein Tanzen um den heiligen Gral mit den eingravierten Zeilen: „In unserer Vergangenheit waren wir Zukunft“.

Ja stimmt, es war mal so etwas Ähnliches wie en vogue in der SPD zu sein. Nicht so wirklich, aber doch ein bisschen. Damals in den 70ern, als die Partei massiv an Mitgliedern gewann. Viele neue Parteimitglieder, die gerne kritisierten und demonstrierten und die Welt aus den Angeln hebeln wollten. Das mit den Angeln hat dann auch irgendwie geklappt. Man darf heute über Sex und die Nazivergangenheit reden und die Atomkraft wurde aufgegeben. Die Familienbilder wurden auf den Kopf gestellt und die Scheidung ist heute genauso ein normalbiografisches Element wie die Hochzeit. Fein, Haken dran, gut gemacht.

Ich bin jung und ich bin in der SPD. Für mich ist es vollkommen okay, dass die anderen Parteimitglieder so geblieben sind, wie sie in ihrer Jugend waren. Mit teureren Autos und Eigenheimen zwar etwas bürgerlicher, aber immer noch prinzipiell und kritisch. Und ja, es nervt mich auch zuweilen. Weil es eben nicht meiner Sozialisation als junger Mensch entspricht. Mein Kosmos dreht sich um andere Dinge, um andere Ideen und meine Gedankenwelten sind denen der 70er nun wirklich sehr fern. Ist das schlimm? Kein bisschen. Weder für mich, noch für die älteren Parteimitglieder. Wir verstehen uns gut. 

Warum das mit uns klappt? Ganz einfach, weil wir uns kaum begegnen. Weil wir nicht in den gleichen Runden sitzen und ich eine eigene Engagementform für mich in dieser Partei gefunden habe. Sie funktioniert anders als die der älteren Mitglieder, ist aber nicht minder wirkungsvoll. Wir ergänzen uns prima und gehen uns dabei nicht gegenseitig auf den Nerv.

Die SPD, wie ich sie täglich erlebe ist eine moderne und professionelle Partei, die an so vielen Stellen noch alles immer ein bisschen mehr so machen sollte, wie ich es mir wünsche. Aber nunja, so ist das in einer Demokratie: Man ist halt nicht allein der Chef.

Ich habe einen inneren Deal mit der SPD gemacht. Er lautet ganz einfach: Ich interessiere mich nicht für Gremien der Partei und die SPD – so erlebe ich es jeden Tag – findet das ganz praktisch. Ich störe nicht, ich pass gut rein und dennoch bewege ich in und mit dieser Partei eine ganze Menge. 

Manchmal kollidiert das was ich tue mit den anderen Mitgliedern. Zum Beispiel wenn ich zusammen mit Jonathan Currywurstplakate für die Partei erfinde und niemand versteht, wo da noch der politische Inhalt sei. Dann dauert es ein paar Monate und überall gibt es „Currywurst ist SPD“-Parties auch bei den Älteren. Ist doch mega gelaufen. Und irgendwie auch schön, dass jemand zu Anfang kritische Fragen stellt und dann trotzdem mit geht. 

Nein, ich will und kann es nicht mehr hören, wenn junge Menschen über die SPD klagen, weil sie sich in den Gremien nicht wohl fühlen. Als wenn Gremien jemals für uns gemacht gewesen wären. Gremien sind von gestern und dürfen daher auch denen, die früher jung waren gerne gehören. Meine Politik geht anders. Sie ist eine sozialdemokratische Politik, wirksam und macht mich glücklich. Ich mag die SPD. Ich find sie toll. DANKE, alte Tante Sozialdemokratie. Übrigens auch Danke, dass ich als Arbeiterkind studieren durfte, Danke, dass ich dich beraten darf, Danke dass wir jeden Tag so viel Spaß haben und Danke, dass wir uns so schön zoffen können. Bis morgen, liebe SPD. 

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