Religionswitze sind ein Geschenk Gottes – nicht sein Todesurteil

Der islamistische Terroranschlag von Paris erschüttert die gesamte Welt. Es ist ein Angriff auf unsere Idee der Meinungsfreiheit. Es ist aber auch ein Kampf gegen den Humor, der jeder Religion den Spiegel vor hält. Wer diesen Humor nicht erträgt, ist klein im Glauben.

Wer an Gott wahrhaft glaubt, dessen Glaube hält jeden Spott aus. Ein solcher Glaube ist unerschütterlich, egal, welche Karikaturen gedruckt werden oder welchen Film Monty Python dreht. Wer über diese Witze weder lachen noch sie aushalten kann, ist nicht nur klein im Glauben, sondern folgt auch nicht der Botschaft Gottes.

Alle Offenbarungsreligionen sind sich sicher, dass Gott es schätzt, wenn die Menschen ihr Leben an seinen Geboten ausrichten. Alle heiligen Schriften fordern dazu auf, ihren Geboten zu folgen, aber sie zwingen niemanden dazu. Die Entscheidung zu glauben, ist und bleibt immer die individuelle Entscheidung des Menschen.

Dostojewskis Meisterwerk DER INQUISITOR geht diesem besonderen Freiheitsversprechen nach. In seinem Werk kehrt Jesus Christus am Vorabend einer großen Ketzerverbrennung der spanischen Inquisition zurück in die Welt, erweckt Tote und vollbringt Wunder. Der Großinquisitor lässt ihn verhaften und beginnt ein langes Selbstgespräch im Beisein seines Erlösers.

Der alte Glaubensrichter analysiert scharf die kaum auszuhaltende Freiheit, die dem Menschen mit der Offenbarung Gottes gegeben wurde. Er zeigt auf, dass Jesus jederzeit hätte ein Zeichen in die Welt setzen können, das groß genug ist, dass niemand mehr zweifelt. Der Sohn Gottes hätte den Hunger der ganzen Welt besiegen können und wer hätte wohl nach diesem Zeichen der Allmacht Gottes auch nur den Hauch von Zweifel entgegen setzen können.

Ebenso hätte Gott auch seinem Sohn, Propheten oder König ein unbesiegbares und die gesamte Welt umspannendes Weltreich errichten lassen können. Einem Allmächtigen sollte dies wohl ein leichtes sein. Dennoch, in allen Offenbarungsreligionen bleibt das nicht hinterfragbare Zeichen aus. Es gibt keine Allmachtsgeste Gottes in der Welt und damit bleibt in der Welt der Zweifel an Gott bestehen – ist nicht nur existent, sondern in seiner Existenz auch existenzberichtigt.

Wie kann nun ein gläubiger Mensch sich persönlich dagegen auflehnen, dass Gott den Zweifel in der Welt belassen wollte? Wie kann man ernsthaft Menschen, die nicht an Gott glauben, den Wert absprechen oder das Leben nehmen? Nicht nur verstößt man damit gegen die Gebote Gottes, nein man will damit auch einen wesentlichen Teil der Schöpfung Gottes zerstören, nämlich die Freiheit zu zweifeln.

Wer gewiss ist in seinem Glauben, der sei bereit, zu seinem Gott zu stehen. Wer gewiss ist in seinem Glauben, der lache über jeden guten Scherz über Gott und seine Anhänger, denn so manches, was der Glaube hervor bringt, ist zum Schmunzeln. Wer über sich und seinen Gott lachen kann und trotzdem weiter fest im Glauben bleibt, der beweist, wie souverän und unerschütterlich das eigene Vertrauen auf Erlösung ist.

Zweifelt nicht und lacht!

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